Integrationsministerin Bilkay Öney hat an den Internationalen Tag der Muttersprache (21. Februar) erinnert: „Der Tag mahnt uns, sprachliche und kulturelle Vielfalt sowie Mehrsprachigkeit zu fördern.“ Nach Einschätzung der UNESCO sind von den rund 6.000 Sprachen, die heute weltweit gesprochen werden, die Hälfte vom Verschwinden bedroht. Alle zwei Wochen geht demnach eine Sprache verloren.
„Wir sollten Sprachen nicht gegeneinander ausspielen. Kinder aus Migrantenfamilien müssen Deutsch lernen, um bessere Bildungserfolge zu erzielen“, sagte Ministerin Öney. „Sie sollten aber auch ihre Muttersprache sprechen dürfen, ohne sich rechtfertigen zu müssen.“ Mehrsprachigkeit sei bei vielen Menschen rund um den Globus mittlerweile die Regel und nicht die Ausnahme. Zudem sei Mehrsprachigkeit in einer globalisierten Welt ein Wettbewerbsvorteil und damit eine wichtige Ressource für Wirtschaft und Gesellschaft.
Ergebnisse aus der Gehirnforschung weisen darauf hin, dass insbesondere das frühe Erlernen mehrerer Sprachen die intellektuelle und sprachliche Entwicklung der Kinder fördert. Mehrsprachig aufgewachsene Mädchen und Jungen sind häufig sprachlich gewandt und tun sich beim Erlernen weiterer Sprachen leichter. Darüber hinaus kann Mehrsprachigkeit dabei helfen, eine differenzierte Sicht auf die Welt zu entwickeln. Sie beugt Vorurteilen vor und erweitert die eigenen Lebens- und Arbeitsperspektiven.
„Leider erkennen wir die Sprachkompetenz von Migranten immer noch nicht ausreichend an“, sagte Öney. Für die Persönlichkeitsentwicklung und das Selbstwertgefühl von Kindern und Jugendlichen mit ausländischen Wurzeln sei es wichtig, das Sprechen und Schreiben der Muttersprache wertzuschätzen. „Unser Umgang mit Zweisprachigkeit hängt zu stark vom Prestige der Sprache und der Sprechergruppe ab. Das muss sich ändern.“
Die grün-rote Landesregierung stellt für den Ausbau der Sprachförderung im Kindesalter 2012 zusätzlich elf Millionen Euro bereit. „Um unvollständige Kenntnisse in der Erst- und Zweitsprache zu verhindern – sogenannte doppelte Halbsprachigkeit – müssen wir Kinder aus Migrantenfamilien möglichst früh unterstützen und auf den Erwerb der mündlichen und schriftlichen Sprache achten“, sagte Öney.
Der Internationale Tag der Muttersprache ist seit dem Jahr 2000 ein UNESCO-Gedenktag zur „Förderung sprachlicher und kultureller Vielfalt und Mehrsprachigkeit“. Die UNESCO versteht Sprache nicht nur als Kommunikationsmittel, sondern auch als kulturelles Erbe und Ausdruck kultureller Identität.
Quelle: Ministerium für Integration Baden-Württemberg